Durch ein Weichglühen soll je nach Verwendungszweck der Bauteile ein möglichst weicher und gleichmäßiger Zustand des Stahles – im Allgemeinen zur Verbesserung der Bearbeitbarkeit – erreicht werden. Hierbei wird bei Temperaturen im Bereich der markanten „723 °C-Linie“ (A1-Linie des Eisen-Kohlenstoff-Schaubildes) entweder linear oder als Pendelwärmebehandlung um A1 geglüht, sodass das harte und ungleichmäßige Stahlgefüge ähnlich dem Martensit sich während dem Anlassen umwandeln kann. Im Wesentlichen erhält man durch das Weichglühen eine metallurgische Gefügeveränderung, vom lamellaren zum körnigen Perlit. Erläuterung: Perlit ist ein streifenförmiges eutektoides Gefüge (0,8% Kohlenstoff) aus Ferrit und Zementit und hat eine mittlere Härte und Festigkeit. Die Haltezeit bei Glühtemperaturen von knapp unterhalb der „723°C-Linie“ beträgt mehrere Stunden.
Bei einer „Pendelglühung“ um 723°C (max. 750°C) reduziert sich die Haltezeit. Die anschließende Abkühlung hat langsam zu erfolgen, sicherheitshalber bis ca. 300 °C im Ofen, da die Abkühlungsgeschwindigkeit den Zustand eines spannungsarmen und weichen Gefüges bestimmt.